Wie verbringt man einen besonderen Tag an einem der schönsten Orte Deutschlands? Ich erzähle es Dir.
Was halte ich von grau? Wenn ich als Diplom-Designerin die Frage beantworte, erzähle ich gern, wie grau sich auf der Papierfläche verhält oder wie es den Raum beeinflusst. Nun rief Renate R. Schmidt zur Blogparade „Grey is beautiful“ auf und fragte, wie das Grau auf meinem Kopf, meinen Businessalltag bestimmt. Oh, ein Thema welches doch emotional wird. Doch nun von vorn.
Betrachten wir als erstes das Grau aus meiner beruflichen Sicht als Designerin. Geht man nach der gängigen Farbenlehre ordnet sich Grau unter, wirkt neutral und ganz allein auch manchmal spießig oder depressiv. Genau genommen ist es gar keine Farbe. Ich habe in meinem Bauhaus-Grundkurs gelernt, es ist eine unbunte Farbe. Sie entsteht durch die Mischung von schwarz und weiß und ordnet sich dadurch jeder Farbe unter. Wenn ich bei der Mischung mehr schwarz hinzu füge wird der Grauton mysteriöser. Ist im Grau mehr weiß als schwarz drin, leuchtet es mehr und geht Richtung silber und weiß.
In der realen Farbpigmente-Welt gibt es selten ein neutrales Grau. Meist sind Nuancen von anderen Farben mit drin. So entstehen kalte und warme Grautöne. Kaltes, ins bläulich gehende Grau kann einen Raum „kühlen“. Ist das Grau wärmer geht es in die bräunliche Richtung und wird intensiv. Generell gilt, je dunkler ein Grau im Raum ist, umso mehr bringt es umliegende Farben zum leuchten.
So vielfältig die Grautöne im Farbkasten entstehen, genauso vielfältig entstehen sie im Alter auf unseren Köpfen. Ja, auch auf meinem. Meine Oma kenne ich nur Weißhaarig. Meine Mutter nur gefärbt, da sie ebenfalls schon im Studium weiß wurde. In Vorbereitung dieses Artikels fragte ich sie auch, ob sie nicht dem Corona-Grau jetzt nachgeben möchte. Darauf bekam ich ein rigoroses NEIN und die Begründung, ihr fehle dann der Kontrast. Echt?
Schaue ich in meinen gleichaltrigen Freundeskreis wird auch konsequent gefärbt. Warum? Ich habe auch die deutliche Meinung gehört, es wäre nicht schön. Und schon wieder Fassungslosigkeit auf meiner Seite. Warum ist das eigene Schönheitsbewusstsein so an eine Farbe auf dem Kopf gebunden? Weil es „schnell“ geht? Ich kann auch schön durch meine Gedanken, Ernährung, Handlung, Bewegung, Liebe werden und sein.
Nun zu mir. Ich habe meine Haare noch nie gefärbt. Einen Strähnchenversuch als Jugendliche zähle ich nicht. Das Rot hielt gefühlt 1,5 Wochen. Welche Zeit- und Geldverschwendung. Zu Hause, im Freundeskreis und auf der Straße wurde fleißig gefärbt. Die Ergebnisse gefielen mir nicht. Jeder sah gleich aus, Farbhelme und Streifenhörnchen überall. Auch meine damalige Friseurin hatte es nicht leicht. Sie fragte bei jedem Besuch, ob ich nicht mal Farbe haben möchte? Warum? Welche Farbe sollte besser als meine eigene sein? Warum sollte ich mich Stunden in den Salon setzen, um nach 4 Wochen einen Haaransatz zu haben? Von den verfärbten Handtücher im Anschluss sprechen wir gar nicht. In meiner Horrorversion muss man dann auf alle Kleidungsstücke und Bettwäsche „aufpassen“.
Ich habe von Mutter Natur einen wunderbaren Haarton geschenkt bekommen. Je nach Licht bin ich blond, braun, rot … oder jetzt auch silbern glitzernd. Meine perfekte Haarfarbe. Das erste weiße Haar habe ich zur Geburt meiner Freya bekommen. Ich schaute nach getaner „Arbeit“ in den Spiegel und da war es. Ich hatte es mir „verdient“. Weitere kamen über die Jahre dazu. Bei mir und meinem Mann. Er sagt so schön, wir werden zusammen grau und ich solle ihm ja nicht gefärbt nach Hause kommen. Ich gebe zu, vor einem Jahr habe ich mich verunsichern lassen. Durch Sprüche von anderen Muttis: „du bist ja ganz schön grau geworden, willst du nicht mal färben? … „Ich finde graue Haare nicht schön!“… Da musste ich tatsächlich erst einmal in mich rein schauen und innerlich prüfen. Bin ich das im Spiegel? Und ehrlich: Ja. Ich habe jetzt mit fast 41 das Alter, in dem ich grau oder weiß werden darf. In mir werde ich auch ruhiger, habe meine innere Weisheit gefunden und das darf ich auch nach außen zeigen.
Ich habe graue Wände im Büro und silbern glitzernde Haare. Das passt gut. Tatsächlich merke ich keinen Unterschied bei meinen Kunden. Viele Kunden begleite ich schon seit vielen Jahren. Sie werden mit mir grau oder verlieren gar ihre Haare. Ändert das etwas in meiner Meinung zu Ihnen? Nein. Mein Urteil entstammt aus dem gegenseitig, wertschätzenden Umgang. Wer in den Gegenüber hinein fühlen kann, braucht keine Haarfarbe analysieren. Jemand kann äußerlich top gestylt sein und innerlich wirklich hässliche Manieren an den Tag legen. Da hilft auch keine Haarfärbung.
Dennoch ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken über die natürlichen Haarfarbe meines Gegenübers auf der Straße. Wenn die Farbe auf dem Kopf sehr gruselig ist, frage ich mich ob der Frisör versagt hat oder die Farbauswahl eine Fehlentscheidung war. Wo ist der Mut zur Natürlichkeit? Manche künstliche Wirklichkeit kann wirklich nicht schöner sein.
Wie wäre es, wenn sich niemand mehr hinter einer Farbbarriere verstecken würde? Wenn jeder selbstbewusst oben das trägt, was Mutter Natur ihm geschenkt hat? Wenn das Leuchten aus dem Inneren des Menschen kommt? Eine friedliche, wertschätzende und liebevolle Zeit.
Viele Männer machen es uns Frauen vor. Sie werden alt und grau. Wenn wir Frauen auch an uns so glauben würden, bräuchten wir keine Farbbestätigung von außen.
Alles Liebe
Silvia
Lest auch in der Blogparade „Grau ist das neue sexy“ von Renate R. Schmidt weiter.
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Menschen die lieben was Sie tun, zufriedener und sichtbarer zu machen, das ist meine Passion. Ich helfe dir dabei, deine Seele und dein Herzensprojekt auf das sprichwörtliche Papier zu bringen und somit in die Welt zu tragen. Nutze meine langjährigen Erfahrungen im Bereich Design. Deine Vision als klassisches Logo, in individuellen Drucksachen, im Web oder im Messeauftritt – unterschiedlichste abgestimmte Werbemittel zeigen dich im Außen. Die Adaption des individuellen Potenzials im Raum bringt dich in die Kraft und bietet dir gleichzeitig eine ganz neue Kundenansprache. Im Mentoring helfe ich dir mit meiner Analyse bis in die Umsetzung.
5 Gedanken zu „Oben grau, bitte“
Liebe Silvia,
ich kann deine Erfahrung mit dem einmal in der Jugend Strähnchen färben teilen 😄 Ich hatte mir gleich 4 verschiedene Töne färben lassen. Zum Glück war es nur eine Tönung und ganz schnell wieder draußen.
Ich liebe meine Haare, so wie sie sind. Trotz zweier Kinder und einiger Herausforderungen im Leben, habe ich bisher kein einziges graues Haar. Dafür den einen oder anderen grauen Gedanken.
Ich finde deine Einstellung großartig. Vielen Dank, dass du das mit uns teilst!
Durch die Brille einer positiven Einstellung zum Leben, erscheint jedes Grau einfach nur als das, was es ist. Ein Bestandteil dieser wundervollen Welt.
Liebe Grüße, Gudrun
Liebe Gudrun,
lieben Dank für Deine Worte und Deine Erinnerungen.
Du hast recht, wenn wir aus dem Inneren leuchten
hat kein Schatten Platz und die Welt erstrahlt in allen Farben.
Mögen es viele erkennen!
Ganz liebe Grüße
Silvia
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I could not refrain from commenting. Perfectly written!
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